Der Groß Leuthener See - Kleinod vor dem Kollaps


Der Groß Leuthener See bildet gemeinsam mit dem Dollgensee das Zentrum eines gleichnamigen Landschaftsschutzgebiets. Bereits vor 56 Jahren hatten Bürger und Verwaltung erkannt, welches Kleinod im Herzen der Gemeinde Märkische Heide schlummert. Ohne den See wären Groß Leuthen und Klein Leuthen ihrer Seele beraubt.

 

Doch die Jahre, in denen der Groß Leuthener See wie selbstverständlich zum Baden, Wandern und Angeln einlädt, scheinen gezählt. Seit 2008 wird der See in einem Langzeitprojekt durch die Landesregierung Brandenburg überwacht, doch noch nie war sein ökologischer Zustand so bedenklich wie heute. Gerade einmal die Schulnote 4 – „ungenügend“ – wurde ihm 2023 attestiert. So schlecht wie nie zuvor.

 

Wassermangel

Gleich drei erstzunehmende Entwicklungen setzen dem See zu: ein zu niedriger Wasserstand, eine massive Überdüngung und das Auftreten von chemischen Giftstoffen. Der 115 ha große See hat keine eigene Quelle und wird nur über den Dollgener Seegraben gespeist. Durch die allgemeine Trockenheit der letzten Jahre - insbesondere zwischen 2019 und 2023 - war der Zufluss bis zum Winter 23/24 trockengefallen. Der Pegelstand des Sees fiel um fast einen Meter. Bei einem See, der im Mittel nur 2,4 Meter tief ist, bedeutet dies, dass er im Sommer 2023 fast die Hälfte seines Wassers verloren hatte! Dies führte zu massiven Verlandungen, insbesondere in der Ortslage Klein Leuthen, zum Verlust von Lebensraum für Fische und Wasservögel, zum Verlust an Lebensqualität für Anrainer und Besucher, zum Beinah-Kollaps des gesamten Ökosystem. Und auch wenn der Wasserstand aktuell wieder etwas gestiegen ist, sind wir von einem Normalniveau noch weit entfernt.

 

01 2011

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03-2018

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06-2018

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09-2018

08-2019

08-2019

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09-2019

12-2019

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11-2020

09-2022

02-2023

03-2024

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Überdüngung

Unabhängig vom Wasserstand steht der Groß Leuthener See seit vielen Jahren unter großem ökologischen Druck, da er durch Überdüngung belastet und geschädigt ist. Bereits Laien können die Überdüngung daran erkennen, dass der See trüber ist als andere Seen. Wäre er in einem normalen Zustand, dürfte man eine Sichttiefe von zwei bis drei Metern erwarten. In der Realität sind es insbesondere im Sommer aber nur wenige Zentimeter (Diagramm).


Hauptverantwortlich für die Trübung des Wassers ist verstärktes Algenwachstum: der zweite Indikator einer Überdüngung. Nachweisbar ist das Algenwachstum anhand des grünen Pflanzenfarbstoffs Chlorophyll. Während der Grenzwert für Chlorophyll nach Aussage der Fachleute im Groß Leuthener See bei unter 13 Mikrogramm pro Liter liegen sollte, zeigt der See mit bis zu 88 Mikrogramm Chlorophyll pro Liter eine bis zu sechs Mal höhere Konzentration (Diagramm)! 


Auch andere Messwerte sind erhöht: Der Stickstoffgehalt liegt um mehr als 100 Prozent über dem Grenzwert (Diagramm).

Der Phosphorgehalt zeigt in den Spitzen eine bis zum Dreifachen überhöhte Konzentration (Diagramm).

Und auch die Ammoniumwerte steigen seit 2017 an (Diagramm).


In Folge all dieser Belastungen liegt der Trophieindex des Groß Leuthener Sees, mit dem der ökologische Zustand eines Gewässers bestimmt wird, auch nicht unter dem Grenzwert von 2,75, sondern deutlich darüber. Der See ist eutroph, sprich zu nährstoffreich (Diagramm).


Ungeklärt ist bislang die Ursache der Überdüngung. Die Gutachten des Landesamts für Umwelt vermerken dazu seit vielen Jahren gleichlautend: „Wegen des recht hohen Waldanteils im Einzugsgebiet könnte der Groß Leuthener See trotz seines großen Einzugsgebiets ein mäßig nährstoffreicher See mit vergleichsweise hohen Sichttiefen sein. Der See, der vom Landesamt für Umwelt, Brandenburg im Rahmen eines Langzeitumweltprogramms untersucht wird, zeigte aber deutliche Anzeichen für Überdüngung: Starkes Wachstum des pflanzlichen Planktons, das von Blaualgen dominiert war, Sichttiefen, die stets unter einem Meter lagen, eine stark verarmte Unterwasservegetation und extreme Sauerstoffschwankungen. Der Gesamtzustand konnte daher nur als mäßig bewertet werden.“ (Badegewässerprofil)


Man darf annehmen, dass die überschüssigen Nährstoffe sowohl oberirdisch von Äckern und Wiesen durch Wind und Regenwasser eingetragen werden. Aber auch ein Eintrag durch den Dollgener Seegraben und das Grundwasser ist nicht auszuschließen. Im See werden aus den Nährstoffen dann Schadstoffe. 


Das Landesamt für Umwelt geht davon aus, dass die Nährstoffbelastung des Sees menschengemacht ist, und empfiehlt eine Untersuchung der landwirtschaftlichen Flächen, die Suche nach undichten Abwassersammelgruben, Abwasserleitungen und Kleinkläranlagen. Eine weitere Ursache könnten entwässerte Moore sein, die ihre gespeicherten Nährstoffe an das Oberflächenwasser abgeben. Auswaschungen aus Äckern und von Wiesen sollten eingeschränkt werden etwa durch den Anbau von Zwischenfrüchten, den Verzicht auf Düngeraustrag, oder die Umstellung auf extensive Flächenbewirtschaftung. Empfohlen werden auch eine technische Anpassung von Drainagesystemen und das Anlegen von Gewässerschutzstreifen.

 

chemische Giftstoffe

Bei der Untersuchung des Seewassers wurden in letzter Zeit Quecksilber und Quecksilberverbindungen gefunden, deren Konzentration die Umweltqualitätsnorm verletzen. Bislang unbekannt ist auch die Quelle der im Wasser nachweisbaren bromierten Diphenylether, die als Flammschutzmittel in Kunststoffen verwendet wurden und bereits seit 20 Jahren nicht mehr in Verkehr gebracht werden dürfen. Die Quelle dieser chemischen Zeitbomben muss schnell gefunden und entschärft werden!


Ergebnis

Noch ist die Badewasserqualität des Groß Leuthener Sees gewährleistet und wird im Sommer auch regelmäßig überprüft. Wenn aber weiterhin zu viele Nährstoffe eingetragen werden oder wenn sich deren Konzentration durch Niedrigwasser weiter erhöht, könnte es schon bald zum „Kippen“ des Sees kommen. Unser Verein setzt sich daher gemeinsam mit anderen dafür ein, dass die Ursachen der Überdüngung gefunden und behoben werden. 


Schon jetzt kann man sagen: Jeder kann durch einen zurückhaltenden Gebrauch von Dünger im Umkreis des Sees dazu beitragen, die Belastung zu senken. Silagesäfte und Jauche dürfen an keiner Stelle in den See oder das Grundwasser gelangen! An keiner Stelle sollte dem See Wasser entnommen werden, bis er seinen natürlichen Füllstand wieder erreicht hat.

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